Denk bloß nicht an Tiger!
Dieses Buch ist magisch.
Du stellst dir etwas vor, und ich male es auf die nächste Seite.
Aber bevor wir anfangen, muss ich dich um eine Sache bitten:
Denk bloß nicht an Tiger!
Warum das denn? Nun, es zeigt sich, dass der Erzähler vieles supergut zeichnen kann … nur eben Tiger nicht. Also wirklich ü-ber-haupt nicht. Doch natürlich hat man als Leser·in nun erst recht Tiger im Kopf – also muss der Erzähler sie zeichnen. Und sie sind tatsächlich zum Kaputtlachen schlecht gemalt!
Sie sehen aus wie eine gestreifte Kreatur, die in eine Starkstromsteckdose gefasst hat, wie ein dicker Quader mit vier Beinen, der durch die Wüste gejagt wurde, wie ein jähzorniger Achtfüßler, der einen blauen Lollipop gelutscht hat, wie die herumfahrenden, unsortierten Teile eines Baukastens, wie eine dickhalsige bucklige Katze, die einen Geist gesehen hat, und wie ein schmallippiger Ingenieur auf zwei Beinen, dessen Tigerschwanzende sich gerade oben auf die erste Stufe der Rolltreppe schiebt, während er schon längst unten ist.
Doch als Leser·in tut man dem Erzähler natürlich nicht den Gefallen, an etwas anderes zu denken! Wie auch? Das ganze Buch wimmelt schließlich nur so von Tigern! Und am Ende sehen die Tiger auch gar nicht mehr so übel aus …
Im Anhang dieses witzigen Bilderbuchs erklärt Illustrator Alex Latimer, warum er es geschrieben hat – weil er sich wünschte, jemand hätte ihm gesagt, dass man nur durch das Zeichnen nicht so schöner Bilder lernt, schöne Bilder zu malen –, und ermutigt alle Kinder dazu, sich nichts durch blöde Kommentare madigmachen zu lassen und der eigenen Fantasie und Kreativität keine Grenzen zu setzen.
»In der Auseinandersetzung mit der großen, gestreiften Raubkatze kommt [Alex Latimer] […] dem großen Phänomen der selektiven Wahrnehmung auf die Schliche und vermittelt ganz nebenbei noch eine wichtige Botschaft für alle Nachwuchskünstler*innen: Hinter jedem großartigen Bild stehen zig schlechte! So macht dieses wunderbare Buch Mut: Mut zum Zeichnen, zum Kreativ werden und zum Stolz sein auf die eigenen Werke!« - Stiftung Lesen
»Dass man sich von der überdeutlichen pädagogischen "Auch Künstler müssen üben!"-Botschaft nicht belehrt fühlt, liegt vor allem daran, dass Latimer die Kinder zu den vermeintlichen Bestimmern macht. Mindestens ebenso komisch wie die Tigerbilder ist es, Vier-, Sechs- oder Achtjährige dabei zu beobachten, wie sie sich mit Wonne nicht an die Bitte des Autors halten und spätestens beim Meerjungtiger schallend lachen. « - Katrin Hörnlein, Zeit Online
Denn es zeigt sich, dass der Erzähler vieles gut zeichnen kann, nur Tiger nicht. Aber natürlich denkt man als Leser:in nun erst recht an Tiger ... also muss der Erzähler sie zeichnen - und sie sind tatsächlich zum Totlachen schlecht gemalt! Am Ende des Buches erklärt Alex Latimer, warum er es geschrieben hat, nämlich weil er sich wünschte, jemand hätte ihm gesagt, dass man durch das Zeichnen nicht so guter Bilder lernt, gute Bilder zu zeichnen.
Format: 23 x 27 cm
Ab 6 Jahren